Arbeitsfelder
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lehrstuhls eint das Interesse und die Leidenschaft an der permanenten Entwicklung und Weitergabe von neuem Wissen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in Logistik, Einkauf, Produktion und Instandhaltung.
Gemeinsam mit den Forschungspartnern am Standort Dortmund wie dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), den Instituten und Lehrstühlen im Bereich Produktion und Logistik der Fakultät Maschinenbau, aber auch einer Vielzahl weiterer interdisziplinärer Partner inner- und außerhalb der TU leistet der Lehrstuhl für Unternehmenslogistik seinen Beitrag zur Logistikforschung. Dabei sind die Offenheit für die Perspektiven anderer Disziplinen im Sinne der Interdisziplinarität, die konsequente Integration in die eigene Arbeit und die übergreifende Sicht auf die Logistik charakterisierend für die Arbeitsweise des LFO.
In der Forschung arbeitet das Lehrstuhlteam an innovativen Themen zur Weiterentwicklung der Methoden, Konzepte und Instrumente der Unternehmenslogistik und des Supply Chain Managements. Die komplementäre Verknüpfung von Technologie- und Managementthemen zur erfolgsorientierten Weiterentwicklung von Unternehmen in den Gestaltungsfeldern „Technologie“, „Organisation“, „IT“ und „Mensch“ steht dabei im Mittelpunkt. Hybride Geschäftsmodelle und die Plattformökonomie stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Die effiziente und effektive Gestaltung, Planung und Steuerung der zunehmend digitalisierten Prozesse und Systeme, mit einer integrierten Betrachtung aller Gestaltungsfelder, stehen im Fokus der aktuellen Forschungsaktivitäten.
Die Arbeitsfelder des LFO
Blockchain Europe
Silicon Economy
Die Forschungsarbeit des Lehrstuhls für Unternehmenslogistik fokussiert die Managementimplikationen der logistischen Aufgaben für die Unternehmensführung und insbesondere die hier aufgeführten Schwerpunkte.
Die Silicon Economy hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt eine Open-Source-Infrastruktur für die Plattformökonomie der Zukunft zu entwickeln. In den nächsten fünf Jahren werden die erfolgreichsten Geschäftsmodelle der Logistik voraussichtlich aus der Plattformökonomie kommen. Die Plattformökonomie der Zukunft ist geprägt von einer Vielfalt und einem Nebeneinander unterschiedlicher logistischer und industrieller B2B-Plattformen – der Silicon Economy. Logistikunternehmen jeder Größe haben dann die Chance, ihre Geschäftstätigkeit vollständig automatisiert abzuwickeln – von der Bestellung über den Transport bis hin zur Abrechnung.
Der LFO wirkt aktiv bei der Gestaltung der Silicon Economy mit. Dabei partizipiert das Arbeitsfeld sowohl in der Projektleitung des Silicon Economy Projekts, als auch in unterschiedlichen Entwicklungsprojekten sowie bei den notwendigen begleitenden Forschungsarbeiten. In den Entwicklungsprojekten werden logistische Services für die Praxis entwickelt und open-source bereitgestellt. Die Services werden durch interdisziplinäre Teams in agilen Entwicklungsprozessen entwickelt. Darüber hinaus werden in der Begleitforschung die notwendigen Voraussetzungen zur effizienten Einführung und Weiterentwicklung der logistischen Anwendungen für die Praxis geschaffen.
Blockchain Europe
Die Blockchain-Technologie ist vor allem durch Ihre Verwendung im Zusammenhang mit Kryptowährungen wie dem Bitcoin bekannt geworden, ein digitales Bezahlsystem, welches dezentral und ohne das Einwirken dritter Parteien funktioniert. Die Technologie dahinter ist Untersuchungsgegenstand zahlreicher aktueller Forschungs- und Industrieprojekte. Die möglichen Anwendungsfälle erstrecken sich mittlerweile vom Finanzsektor über die Bereiche Energie, Pharma und Lebensmittel bis hin zur Logistik und dem Supply Chain Management. „Die Blockchain als Schlüsseltechnologie besitzt das Potenzial, Datenaustausch manipulationssicher zu gestalten und eine Vielzahl von Prozessen in der Wertschöpfungskette zu automatisieren und zukünftig zu autonomisieren“, beschreibt Prof. Michael Henke, Lehrstuhlinhaber LFO, die Bedeutung der Technologie. Als transparente und dezentrale Register für Transaktionen kommt Blockchains eine Schlüsselrolle in der Digitalisierung der Wirtschaft zu. Sie machen den sinnvollen Einsatz zahlreicher weiterer Technologien erst möglich.
Im Arbeitsfeld „Blockchain“ des LFO wird mit dem Projekt „Blockchain Europe“ der Aufbau eines europaweit einzigartigen Institut angestrebt, das die Digitalisierung in Wissenschaft und Praxis vorantreiben soll. Das Europäische Blockchain-Institut und das dort entwickelte Forschungsprogramm umfassen die Entwicklung von Open-Source-Lösungen für Software, Hardware und Geschäftsmodelle auf Basis dieser zunehmend wichtigen Schlüsseltechnologie für die digitale Transformation. Durch die nachhaltige Verankerung am Logistikstandort in Dortmund wird eine Ausstrahlungswirkung in die einschlägigen wissenschaftlichen Communities und ein konkreter wirtschaftlicher Nutzen für die Industrie erzielt – in NRW, Deutschland und Europa. Neben dem LFO besteht das Projekt-Konsortium aus den Fraunhofer-Instituten IML und ISST sowie dem Lehrstuhl für Förder- und Lagerwesen der Technischen Universität Dortmund.
Kompetenzmanagement und innovative Lernkonzepte
Was in der Industrie 4.0 mit der Industrie passiert, wird inzwischen breit diskutiert. Weitaus weniger bekannt ist jedoch, was Autonomie und Vernetzung von Anlagen für das Management bedeuten. Der Erfolg der Industrie 4.0 hängt nicht nur von neuen Technologien ab, er hängt – stärker als bislang diskutiert – auch vom Management selbst ab. Die Technologien der Industrie 4.0 sind vorhanden. Jetzt besteht die Aufgabe des Managements darin, Unternehmen und Belegschaft zu befähigen, die neuen Technologien auch nutzbringend einzusetzen. Das machen es notwendig, das gesamte Unternehmen und seine Mitglieder im Sinne einer digitalen Transformation neu zu denken. Dies beinhaltet ein Umdenken der Unternehmensausrichtung im Sinne neuer Geschäftsmodelle und Innovationsprozesse sowie die Vernetzung entlang der Supply Chain im Kontext von Supply Chain Design und Management und ein Umdenken des Managements sowie die Stärkung und Motivation der Mitarbeiter auf dem Weg in die Industrie 4.0. Die erfolgreiche digitale Transformation erfordert es, die Mitarbeiter für Innovationen zu sensibilisieren und sie auf den Weg der organisatorischen Veränderung mitzunehmen. Neue Technologien können nur dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn die Mitarbeiter als Prozessexperten und wesentliche Schnittstellen in die Gestaltung der digitalisierten Prozesse eingebunden werden. Unternehmen können ihre Wettbewerbsfähigkeit nur sichern, wenn sie den Herausforderungen der Digitalisierung mit der konsequenten Begleitung der Veränderungsprozesse und der systematischen Befähigung der Mitarbeiter mit innovativen und aktivierenden Ansätzen der kompetenzorientierten Weiterbildung begegnen.
Supply Chain Management und Einkauf
Unternehmen agieren heutzutage in einem globalen und dynamischen Geschäftsumfeld, das von stetigem Wandel und Unsicherheit hinsichtlich der Kundenbedürfnisse, Beschaffungsrisiken und weltweit konkurrierenden Zuliefernetzwerken sowie sich ändernden Mitarbeiterkompetenzen geprägt ist. In effizienten, globalen Wertschöpfungssystemen, die hochindividuelle Waren in möglichst kurzer Zeit am jeweiligen Bedarfsort zur Verfügung stellen, nehmen eine Vielzahl von Unsicherheiten durch Störungen potentiell zu. In solchen komplexen Systemen wird die menschliche Entscheidungsfindung schwieriger. Demzufolge beschäftigt sich der LFO technologisch sowie kompetenzorientiert, mittels KI-basierten Methoden, mit der Entwicklung von Entscheidungsunterstützungssystem im Supply Chain Management.
Die globalen Beschaffungsmärkte und die Ausweitung von Supply-Chain Netzwerken stellen immer höhere Anforderungen an die Beschaffungsprozesse. Kaum ein Produkt wird heutzutage aus Erzeugnissen nur eines Landes gefertigt. Dies zieht einen immer größeren Verwaltungs- und Koordinationsaufwand und vor allem steigende Risiken mit sich, welche durch digitale Unterstützungen von IT-Systemen handhabbar gemacht werden. Dazu gehören neben der Daten- und Informationsverwaltung der Netzwerkpartner auch mit der Optimierung von Beschaffungsvorgängen, wie bspw. die Losgrößenoptimierung. Diese aufgezeigten Herausforderungen werden vom LFO forschungsseitig im Leistungszentrum Logistik und IT adressiert. Ebenso werden sich in Zukunft auch die Aufgaben der Mitarbeiter auf vielen Aggregationsstufen der Supply Chain stark wandeln. Hier entwickelte der LFO bspw. auf Basis der veränderten Kompetenzanforderungen vor allem im Bereich des Einkaufs ein innovatives Lehrcurriculum, um studierende frühzeitig auf die Prozessveränderungen vorzubereiten. Geschäftliche Kooperationen beruhen auf Vertrauen und Verträgen. Gerade im Rahmen der dynamischen Unternehmensumwelt werden immer schnellere und effizientere Abstimmungs- und Abwicklungsprozesse, unter Wahrung der Transparenz benötigt. Dabei stellt das Kooperations- und Kollaborationsmanagement entlang der Supply Chain eine essenzielle Säule dar. In diesem Zusammenhang forscht der Lehrstuhl für Unternehmenslogistik, unter anderem im EU-Projekt BlockNet intensiv im Bereich der Distributed Ledger Technologie.
Auch das Thema Nachhaltigkeit bekommt in globalen Beschaffungsmärkten eine immer elementarere Gewichtung. Denn immer mehr Unternehmen integrieren die Nachhaltigkeit als zentralen Baustein für zukünftige Geschäftsentscheidungen in ihr Portfolio. Die Ressourceneffizienz von Produkten ist zum Verkaufsargument auf den stark kundegetriebenen Märkten geworden. Der zukünftige Engpass von Ressourcen, zwingt viele Unternehmen ihre Beschaffungsprozesse vor diesem Hintergrund zu hinterfragen. Um das Thema forschungsseitig zu behandeln hat der LFO unter der Schirmherrschaft der DFG die Projektakademie „Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten“ ins Leben gerufen.
Instandhaltungs- und Servicemanagement
Angesichts globalisierter Märkte und fortschreitender Dienstleistungsorientierung stehen deutsche Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Wertschöpfungsprozesse neu auszurichten. Im Maschinen- und Anlagenbau ist hierbei seit geraumer Zeit ein Digitalisierungsschub zu verzeichnen, welcher sich nicht zuletzt in der Industrie 4.0 oder dem industriellen Internet der Dinge und Dienste widerspiegelt. Vernetzung und Integration zählen zu den Schlüsselbegriffen in den laufenden Debatten um die Digitalisierung der Produktion. Der Megatrend der Digitalisierung gründet dabei auf technischen Fortschritten in Bereichen der Sensortechnik, Rechenleistung und Speicherkapazität sowie neuartigen digitalen Technologien wie Cloud-Computing und Blockchain. Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus erwirtschaften heute den Großteil ihres Umsatzes mit dem Vertrieb von Produkten und industrienahen Services. Kurz- bis mittelfristig findet eine Erweiterung des Produktportfolios um ein abgestimmtes Software- und Digitalgeschäft statt. Langfristig werden die Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus gar den substantiellen Anteil ihres Umsatzes mit dem Lösungs- und/oder Plattformgeschäft erzielen. Ein Lösungsansatz liefern dabei Wertschöpfungsnetzwerke: Komplexe industrielle Produkt-Service-Systeme und damit servicezentrierte Geschäftsmodelle treten in das Zentrum der Wertschöpfung. Die Komplexität erfordert die Bündelung unterschiedlichster Akteure (bspw. die Einbindung von industriellen- aber auch IT-Dienstleistern), welche ihre Leistungskomponenten – basierend auf ihren Kernkompetenzen – im Rahmen eines Wertschöpfungsnetzwerks einbringen.
Der LFO entwickelt hierfür im Rahmen unterschiedlicher Forschungsprojekte u.a. neue Methoden zur Entwicklung hybrider Dienstleistungen im Kontext einer Smart Maintenance. Dabei werden die Herausforderungen im Zuge steigender Komplexität von Produktionssystemen sowie insbesondere die zunehmende Dienstleistungsorientierung im Anlagen- und Maschinenbau untersucht. Im Fokus steht der Umgang mit Informationen, dem Technologieeinsatz und der Erarbeitung von Methoden die eine Transformation von konventionellen Geschäftsmodellen ermöglichen. Weiter ist der LFO federführend bei der Entwicklung einer Kollaborationsplattform für den industriellen 3D-Druck, um insbesondere im Bereich Instandhaltung neue Prozesse und Prinzipien in Wertschöpfungsnetzwerken zu untersuchen. Auch im Rahmen sogenannter Transferprojekte arbeitet der LFO eng mit mittelständischen Unternehmen zusammen, um die Entwicklung innovativer Dienstleistungen voranzutreiben, oder auf Basis von Retro-Fit-Maßnahmen die Prozess- und Servicequalität zu verbessern.
Wie diese Dienstleistungen sowie entsprechende Geschäftsmodelle im Kontext der Instandhaltung entwickelt und umgesetzt werden können, wird den Studierenden am LFO durch die neu ausgerichtete Lehrveranstaltung Instandhaltungs- und Servicemanagement vermittelt.